Lycopin: Potenter Haut- und Krebsschutz aus der Tomate

Das pflanzliche Farbpigment Lycopin kann vom menschlichen Körper nicht gebildet werden und muss daher regelmässig über die Nahrung oder Nahrungsergänzung aufgenommen werden. Aufgrund ihrer stark zellprotektiven Wirkung empfiehlt auch die American Cancer Society eine Ernährung, die reich an Carotinoiden und anderen Sekundären Pflanzenstoffen ist.

Lycopin ist ein natürlicher Pflanzenfarbstoff (Farbpigment), der zur Familie der Carotinoide gehört. Sein Name entstammt der wissenschaftlichen Bezeichnung der Tomatenpflanze (Solanum lycopersicum) da Lycopin für die kräftig-rote Farbe von Tomaten und anderen Früchten wie Papayas, Grapefruits und Wassermelonen verantwortlich ist. Lycopin ist ein Schutzstoff, der von Pflanzen und Mikroorganismen synthetisiert wird, um sich gegen die schädlichen Auswirkungen von freien Radikalen zu schützen, die durch UV-Strahlung des Sonnenlichts, Sauerstoff und anderen Umweltfaktoren entstehen. Diese Schutzeffekte sind, wie wissenschaftliche Studien belegen, auch auf menschliche Zellen übertragbar. Lycopin besitzt als eines der stärksten Antioxidantien eine hohe protektive Wirkung gegenüber freien Radikalen. Breit angelegte epidemiologische Studien konnten nachweisen, dass eine lycopinreiche Ernährungsweise mit einem signifikant niedrigeren Risiko für bestimmte Krankheiten assoziiert ist. Dabei steht der Schutz vor bestimmten Krebsarten (wie Prostatakrebs), degenerativen Netzhaut- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Hauptfokus der Wissenschaft.

Wichtige Funktionen und Anwendungsbereiche

  • Hoch antioxidativer Schutz
  • Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Senkung des Krebsrisikos
  • Prostataschutz
  • Schutz der Augennetzhaut vor degenerativen Augenerkrankungen
  • Schutz vor UV-Strahlung
  • Erhaltung gesunder Körperzellen (Stärkung der zellulären Abwehr)

Wirkungen

Hoch antioxidativer Schutz
Lycopin besitzt eine hohe antioxidative Kapazität, das heißt, es kann reaktionsfreudige Moleküle aus dem Stoffwechsel unschädlich machen und das Erbgut der Zellen vor den schädigenden Attacken durch Freie Radikale schützen. Lycopin ist, selbst verglichen mit anderen Carotinoiden, der stärkste Fänger von reaktiven Sauerstoffverbindungen, insbesondere Singulett-Sauerstoff und weiterer reaktiver Verbindungen. Grundsätzlich soll es die zehnfach stärkere antioxidative Zellschutzwirkung als Beta-Carotin ausüben. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Übermaß an oxidativem Stress eine maßgebende Rolle bei der Entstehung von degenerativen Erkrankungen wie Arteriosklerose, Krebs, Netzhauterkrankungen (wie Katarkt oder Makuladegeneration) und Gelenkerkrankungen (Arthritis) spielt.

Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Verschiedene epidemiologische Studien unterstützen die These, dass Lycopin, die Lipoproteine (LDL-Cholesterin) und Gefäßzellen vor schädlicher Oxidation schützen kann und eine reichliche Versorgung mit Lycopin die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert. So beeinflussen die Redox-Eigenschaften von Lycopin das Zellwachstum und wirken sich positiv auf molekulare Prozesse (Proliferation und Apoptose) der Gefäßzellen aus. Prof. Dr. Steven von der Universität North Carolina konnte nachweisen, dass Lycopin sowohl Herzfunktion und Herzkreislauf stärkt als auch der frühzeitigen Entstehung arteriosklerotischer Prozesse vorbeugt.


Schutz der Augennetzhaut vor degenerativen Augenerkrankungen
Freie Sauerstoffradikale lösen Kettenreaktionen aus, die insbesondere in den oxidativ anfälligen Sehzellen irreversible Schäden anrichten und zum kontinuierlichen Verlust der Sehkraft führen können. Die Carotinoide Lutein, Zeaxanthin und Lycopin unterbrechen diese Kettenreaktion. Sie sind daher für die Retina, die Netzhaut des Auges, besonders wichtig. Lycopin als stärkster Antioxidant verhindert, dass aggressive Sauerstoffradikale durch ultraviolettes Sonnenlicht die Sehzellen der Netzhaut attackieren. Die größten Gefahren stellen Grauer Star (Glaukom, Trübung der Augenlinse) und die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) dar. Die nur wenige Millimeter große Makula, der „gelbe Fleck“, ist die Stelle des schärfsten Sehens in der Netzhaut. Gerade an dieser wichtigen Stelle können ungeschützte Sehzellen durch den ständigen Angriff von Freien Radikalen absterben. Makula-Degeneration tritt in der Regel im dritten Lebensdrittel auf und führt zu einer fortschreitenden Sehfeld-Einschränkung bis zur völligen Erblindung. Lycopin absorbiert (wie Lutein und Zeaxanthin) die blauvioletten Strahlen des Sonnenlichts in der Macula lutea und vehindert damit Schädigungen an der Netzhaut.

Schutz vor Krebserkrankungen
Die wissenschaftliche Forschung konnte in den vergangenen Jahren nachweisen, dass Lycopin aus Tomatenprodukten eine wichtige Rolle in der Krebsvorbeugung und -hemmung zukommt. Lycopin reduziert das Entstehungsrisiko insbesondere bei Krebserkrankungen von Prostata, Lunge, Magen, Brust, Blase, Darm, Speiseröhre sowie Mundhöhle, Haut, Eierstöcken, Gebärmutter, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse.
Eine beeindruckende Studie mit Frauen wies nach, dass ein erhöhter Lycopin-Serumspiegel über einen Zeitraum von 10 Jahren das Risiko, Brustkrebs zu entwickeln um bis zu 50 Proeznt verringern kann. Neuere Forschungsergebnisse, die beim 90. Jahrestreffen der AACR, der amerikanischen Vereinigung für Krebsforschung (American Association for Cancer Research) veröffentlicht wurden, zeigen auf, dass Lycopin als tägliche Nahrungsergänzung einen signifikanten präventiven Beitrag gegen Prostatakrebs leisten kann.

Schutz der Prostata
Klinische Lanzeitstudien konnten nachweisen, dass Lycopin die Zellen des Prostatagewebes schützt. Dr. Edward Giovannucci von der Harvard Medical School untersuchte über einen Zeitraum von sechs Jahren 48.000 männliche Studienteilnehmer. Die erstaunlichen Ergebnisse: Die Probanden, die regelmäßig Tomaten-Lycopin aufnahmen, hatten ein um 28 Prozent vermindertes Prostatakrebsrisiko. Eine Studie von Dr. Omer Kucuk, Professor für Medizin und Onkologie am Krebsforschungsinstitut in Detroit, Michigan, ergab, dass sich die Ergänzung mit Lycopin bei Betroffenen mit bestehendem Prostatakrebs hemmend auf die weitere Tumorentwicklung ausübte. “Diese Erkenntnisse lassen die Vermutung zu, dass Lycopin nicht nur Prostatakrebs vorzubeugen hilft, sondern auch bei dessen Behandlung nützlich ist,” erklärte Dr. Kucuk. Einige Wissenschaftler sehen in der hohen Lycopinaufnahme eine Ursache, dass Bewohner in Südeuropa, Italiener, Spanier und Griechen, statistisch signifikant seltener an Prostatkrebs und anderen Krebsarten erkranken.

Schutz vor UV-Strahlung
Lycopin weist für Pflanzen und Menschen eine protektive Wirkung gegenüber Schäden durch ultraviolette Strahlung des Sonnenlichts auf. Um die Eigenschutzzeit der Haut deutlich zu erhöhen, sollte optimalerweise vier bis sechs Wochen vor der Sommerzeit mit der zusätzlichen Einnahme von Lycopin begonnen werden.

Zufuhrempfehlung und Hinweise

Zufuhrempfehlung
Als vorbeugende tägliche Nahrungsergänzung sind zwischen 5 und 10 mg ideal. Behandlungsunterstützend bei bestimmten Augenerkrankungen sind Gaben bis zu 25 mg pro Tag üblich.
Einen besonderen Bedarf oder Nutzen haben Menschen höheren Alters, Menschen mit Infekten oder degenerativen Erkrankungen, Sportler, Raucher und Intensivpatienten.

Empfehlung zur Bioverfügbarkeit
Lycopin ist ausgeprägt fettlöslich (lipophil) und kann nur bei gleichzeitigem Verzehr mit Nahrungsfetten optimal resorbiert werden. Im Verbund mit anderen Carotinoiden wie Beta-Carotin, Zeaxanthin und Lutein ist die Lycopin-Resorption im Darm höher. Zudem steigern Proteine und Vitamin E die Lycopin-Aufnahme. Lycopin aus rohen Tomaten hingegen besitzt eine schlechte Bioverfügbarkeit, da dort die Zellwände noch intakt sind.

Gegenanzeigen
Keine bekannt.

Literaturquellen

1.Bilton, R. et al.: The White Book on antioxidants in tomatoes and tomato products and their health benefits, 2nd rev. edition 2001, CMITI Sarl Avignon, ISSN 1145-9565.
2.Block, G. et al.: Fruit, vegetables, and cancer prevention: A review of the epidemiological evidence, Nutr. Cancer 18 (1992) 1-29.
3.Bowen, P. et al.: Tomato sauce supplementation and prostate cancer: Lycopene accumulation and modulation of biomarkers of carcinogenesis, Exp. Biol. Med. 227 (2002) 886-893.
4.Bradley, S. et al.: Why is there an association between eating fruit and vegetables and a lower risk of stroke?, J. Human Nutr. Diet. 11 (1998) 363-372.
5.Cooper, D. A. et al.: Dietary carotenoids and certain cancers, heart disease, and age-related macular degeneration: A review of recent research, Nutr. Rev. 57 (1999) 201-214.
6.Franceschi, S. Et al.: Role of different types of vegetables and fruit in the prevention of cancer of the colon, rectum, and breast, Epidemiol. 9 (1998) 338-341.
7.Gaziano J. M. et al.: Supplementation with b-carotene in vivo and in vitro does not inhibit low density lipoprotein oxidation, Atherosclerosis 112 (1995) 187-195.
8.Giovannucci, E. et al.: A prospective study of tomato products, lycopene, and prostate cancer risk, J. Natl. Cancer Inst. 94 (2002) 391-398.
9.Kannel, W. B.: An update on coronary risk factors, Med. Clin. North Am. 79 (1995) 951-971.
10.Kohlmeier L. et al.: Lycopene and myocardial infarction risk in the EURAMIC study, Am. J. Epidemiol. 146 (1997) 618-626.
11.Matos, H. R. et al.: Lycopene inhibits DNA damage and liver necrosis in rats treated with ferric nitrilotriacetate, Arch. Biochem. Biophys. 396 (2001) 171-177.
12.Matos, H. R. et al: Protective effect of lycopene on lipid peroxidation and oxidative DNA damage in cell cultures, Arch. Biochem. Biophys. 383 (2000) 56-59.
13.Morris, D. L.: Serum carotenoids and coronary heart disease, J. Am. Med. Assoc. 272 (1994) 1439-1441.
14.Neaton, J. D. Et al.: , Serum cholesterol, blood pressure, cigarette smoking, and death from coronary heart disease: overall findings and differences by age for 316.000 white men, Arch. Intern. Med. 152 (1992) 56-64.
15.Palace, V. P. et al.:Antioxidant potentials of vitamin A and carotenoids and their relevance to heart disease, Free Radical Biol. Med. 26 (1999) 746-761.
16.Pool-Zobel, B. L. et al: Consumption of vegetables reduces genetic damage in humans: first results of a human intervention trial with carotenoid-rich foods, Carcinogenesis 18 (1997) 1847-1850.
17.Riemersma, R. A. et al: Epidemiology and the role of antioxidants in preventing coronary heart disease: a brief overview, Proc. Nutr. Soc. 53 (1994) 59-65.
18.Sesso, H.D. et al.: Plasma lycopene, other carotenoids,and retinol and the risk of cardiovascular disease in women, Am. J. Clin. Nutr. 79 (2004) 47-53.
19.Sharoni, Y. Et al.: Effects of lycopene-enriched tomato oleoresin on 7,12-dimethyl-benz[a]anthracene-induced rat mammary tumors. Cancer Detect Prev, 21, (1997) 118-123.
20.Shi, J. et al.: Lycopene in tomatoes: chemical and physical properties affected by food processing. Crit Rev Biotechnol, 20, (2000) 293-334.
21.Stahl, W. Et al.: Carotenoid mixtures protect multilamellar liposomes against oxidative damage: synergistic effects of lycopene and lutein, FEBS Lett. 427 (1998) 305-308.
22.Vivekananthan, D. P. Et al: Use of antioxidant vitamins for the prevention of cardiovascular disease: meta-analysis of randomised trials, Lancet 361 (2003) 2017-2023.
23.Watzl, B. et al.: Supplementation of a low-carotenoid diet with tomato or carrot juice modulates immune functions in healthy men. Ann Nutr Metab, 47, (2003) 255-261.
24.Willcox J. K. Et al.: Tomatoes and cardiovascular health, Crit. Rev. Food Sci. Nutr. 43 (2003) 1-18.
25.Woodall, A. A. et al: Carotenoids and protection of phospholipids in solution or in liposomes against oxidation by peroxyl radicals: relationship between carotenoid structure and protective ability, Biochim. Biophys. Acta 1336 (1997) 575-586.

 

Weiterführende Quellen:

Wikipedia-Eintrag zu Lycopin

Lycopin-Artikel auf Vitaminwiki.net