Tyrosin

Tyrosin wird unterstützend bei Störungen, die mit einer verminderten Bildung von Botenstoffen einhergehen, eingesetzt

Beschreibung

Die Aminosäure Tyrosin nimmt als Ausgangsstoff der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin eine tragende Rolle im Nervensystem ein. Ebenfalls werden die wichtigen Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) und das Hautpigment Melanin aus Tyrosin gebildet. Tyrosin trägt damit wesentlich zur Bildung bedeutsamer Hormone und Neurotransmitter mit aktivierender und leitungssteigernder Wirkung bei und beeinflusst zentrale Bereiche wie innerer Antrieb und das Wohlbefinden.
Die gezielte Supplementierung von Tyrosin ist hilfreich bei Störungen des Neurotransmitter-Stoffwechsels, Leistungsschwächen der kognitiven Bereiche und Depression. Therapeutisch wird Tyrosin bei Morbus Parkinson, Morbus Alzheimer, dem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) und dem Prämenstruellen Syndrom (PMS) eingesetzt.

Funktionen und Anwendungsbereiche

Funktionen
• Bildung von Neurotransmittern
• Bildung von Schilddrüsenhormonen
• Melanin-Bildung

Bildung von Neurotransmittern
Aus Tyrosin werden in den Nebennieren und im Nervensystem die so genannten Katecholamine Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin gebildet und bei Bedarf mit der Blutzirkulation zum Gehirn transportiert. Tyrosin hat vor allem durch das Auffüllen des Noradrenalin-Speichers eine intensiv stimmungsaufhellende Wirkung. In der orthomolekularen Therapie wird die Aminosäure bei Depressionen und Erschöpfungszuständen als sanftes Antidepressivum eingesetzt. Noradrenalin verringert darüber hinaus übermäßige Esslust, was für eine Gewichtsreduktion förderlich sein kann. Adrenalin wirkt gleichzeitig als Hormon regulierend bei der Erweiterung der Bronchien, des Blutdrucks und des Energieumsatzes.

Bildung von Schilddrüsenhormonen
Die Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) werden aus Tyrosin durch Anlagerung von Jod an die Aminosäure gebildet. An T3 lagern sich dabei drei Jodatome, an T4 vier Jodatome an. Täglich bildet die Schilddrüse etwa 80 bis 100 µg Thyroxin und etwa 4 bis 11 µg Trijodthyronin, sofern ausreichend Tyrosin vorhanden ist.
Die Schilddrüsenhormone sorgen für eine ausgeglichene Energiebilanz im gesamten Organismus und steuern Wachstumsprozesse. Sie regulieren den Energiestoffwechsel sowie Wasserhaushalt, Körpertemperatur und Herzfrequenz des Menschen und sind zwingend lebensnotwendig.

Melanin-Bildung
Das Pigment Melanin wird von den Melanozyten (Bräunungszellen) gebildet und bestimmt unsere Haut-, Haar- und Augenfarbe. Mit zunehmendem Alter lässt die Produktion von Melanin nach, das Kopfhaar ergraut dann nach und nach.

Anwendungsbereiche

• Therapeutische Anwendung bei
– Morbus Alzheimer
– Morbus Parkinson
– Depression
– Kognitiven Störungen aufgrund geringer Neurotransmitterbildung
– ADS, ADHS
– Schilddrüsenerkrankungen
– Prämenstruelles Syndrom
– Drogenabhängigkeit
• Appetithemmer
• Stress
• Alkoholentzug

Morbus Alzheimer und Morbus Parkinson
Bei Morbus Parkinson und Morbus Alzheimer liegt eine verminderte Dopamin-Konzentration vor. Die Gabe von Tyrosin führt zu einem Anstieg des Dopamin-Spiegels im Gehirn und hierdurch zu einer deutlichen Besserung im Bereich der Steuerung der Motorik (Bewegungsabläufe) und Wahrnehmungsfähigkeit der Betroffenen.

Depression
Da Tyrosin den Dopamin-, Noradrenalin- und Adrenalin-Spiegel im Gehirn erhöht, wirkt es stimmungsaufhellend und stimulierend auf die Psyche.

ADS, ADHS

Bei Hyperaktivität besteht oftmals ein Mangel an Mikronährstoffen. Aminosäuren spielen hierbei eine besondere Rolle: Bestimmte Aminosäuren wie Tyrosin, Phenylalanin und Tryptophan können durch Ausgleich der Konzentrationen an Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin die Symptome der Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS und ADHS) günstig beeinflussen.

Schilddrüsenunterfunktion
Bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann die Ergänzung mit Tyrosin hilfreich sein.

Prämenstruelles Syndrom (PMS)
Tyrosin kann die Symptome des Prämenstruellen Syndroms wie Gereiztheit, Depression und Müdigkeit reduzieren.

Stress
Der Bedarf an Tyrosin ist bei akutem und chronischem Stress erhöht. Stress senkt die Noradrenalin-Spiegel, die von den Nebennieren gesteuert werden. Da Tyrosin der Vorläuferstoff von Noradrenalin ist, kann eine Tyrosin-Ergänzung in Stresssituationen die Energie und Leistungsfähigkeit steigern.

Drogenabhängigkeit
Tyrosin wird aufgrund der stimmungssteigernden aufhellenden Wirksamkeit in bestimmten Fällen unterstützend bei Alkohol- und Amphetamin-Entzugstherapien eingesetzt. Während der stimmungsaufhellenden Effekte am Tag, fördert es nachts einen geregelten Schlafrhythmus.

Appetithemmung

Tyrosin kann als milder Appetithemmer eingesetzt werden.

Tyrosin-Mangel und erhöhter Bedarf

Häufigste Ursachen
Die häufigsten Ursachen für Tyrosin-Mangel sind:
• genereller Aminosäuremangel infolge von Krankheiten oder einseitiger Ernährung
• akuter oder chronischer Stress
• Depression
• Alkoholentzug
• Morbus Parkinson
• Phenylketonurie (PKU, genetische Erkrankung)

Mangelerscheinungen
Ein Mangel an Tyrosin kann sich in
• Erschöpfungszuständen,
• niedrigem Blutdruck,
• geringer Stressresistenz,
• Rückgang der kognitiven Leistungsfähigkeit und
• chronischer Müdigkeit
äußern.

Zufuhrempfehlung und Einnahmehinweise

Zufuhrempfehlung
Tyrosin-Supplemente werden von 200 bis 6.000 mg dosiert. Gewöhnlich ist die tägliche Einnahme von 500 bis 2.000 mg, die auf Einzeldosen von je 500 mg verteilt werden. Bei bestimmten Indikationen können, vom Therapeuten verordnet (!), bis zu 6.000 mg Tyrosin über den Tag verteilt verzehrt werden.

Gegenanzeigen
• Nicht für Schizophrenie-Patienten geeignet.
• Tyrosin sollte nicht zusammen mit Phenylalanin-Supplementen eingenommen werden.
• Bei behandlungsbedürftigen Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten und in der Schwangerschaft und Stillzeit ist zudem mit dem behandelnden Arzt Rücksprache zu halten.


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Weiterführende Quelle:

Wikipedia-Eintrag zu Tyrosin

Tyrosin-Artikel auf Vitaminwiki.net