Archiv der Kategorie: diabetische Neuropathie

Inositol

Inositol: Wichtig für die Funktionalität des Nervensystems

Beschreibung

Inositol zählt zu den Vitaminoiden (vitaminähnliche Substanzen) und ist neben Cholin wichtiger Bestandteil des Lecithins. Inositol ist in nahezu allen Körperzellen, besonders hoch konzentriert jedoch in Leber, Gehirn, Herzmuskel, Nieren und Hoden vorhanden. Seine im Körper aktive Form wird Myoinositol genannt. Obwohl der Körper Inositol aus Magnesium und Niacin (Vitamin B3) herstellen kann, reicht dies nicht aus um den Bedarf an Inositol zu decken. Inositol muss zusätzlich über die Nahrung (oder Supplemente) aufgenommen werden. Inositol arbeitet eng zusammen mit Cholin, mit dem es sich verbindet um Lecithin zu bilden. Beide Substanzen sind damit essentielle Bestandteile der Zellmembranen (Zellwände) und für die Zellstabilität, das Nervensystem, die Übertragung von Nervenreizen und dem Fettabtransport maßgeblich. Da Inositol für einen funktionierenden Neurotransmitter-Stoffwechsel nötig ist, wird es auch zur Behandlung von psycho-neurologischen Störungen eingesetzt. Der Inositol-Spiegel kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst und gestört werden (z.B. Alkoholkonsum, Diabetes mellitus). In diesen Fällen ist eine höhere Inositol-Zufuhr von außen nötig um Mängel zu vermeiden.


Funktionen und Anwendungsbereiche

Funktionen

• Bestandteil der Zellmembran
• Funktionalität des Nervensystems
• Synthese von Neurotransmittern
• Regulierung des Fettstoffwechsels
• Spermienbildung in den Hoden

Bestandteil der Zellmembranen
In den Zellwänden des gesamten Körpers befinden sich große Mengen Myoinositol. Es erfüllt dort strukturelle Aufgaben (Bildung von strukturgebenden Eiweißkomplexen in der Zellmembran) sowie funktionelle Aufgaben (Reizweiterleitung durch Regulierung der Natrium- und Calciumkonzentrationen in den Zellmembranen).

Funktionalität des Nervensystems
Die Übermittlung von Nervenimpulsen in den Nervenzellen wird unter anderem von Myoinositol bestimmt, das in den Zellmembranen der Nervenfasern eingelagert ist.

Synthese von Neurotransmittern
Myoinositol steuert der Bildung verschiedener wichtiger Neurotransmitter wie Serotonin und Acetylcholin.

Regulierung des Fettstoffwechsels

Myoinositol reguliert sowohl den Fettstoffwechsel als auch den Fetttransport aus der Leber. Inositol-Supplemente vermögen damit Fettablagerungen in der Leber und Leberschädigungen vorzubeugen.

Spermienbildung in den Hoden
Die Hoden (Testes) enthalten besonders viel Myoinositol, da die Substanz zur Bildung und Reifung der Spermienzellen notwendig ist. Bei einem Mangel an Inositol sinkt die Anzahl reifer Spermien deutlich ab.

Anwendungsbereiche

• Diabetes mellitus
• Hoher Alkoholkonsum
• Senkung erhöhter Blutfettwerte
• Multiple Sklerose
• Depressionen
• Schlaflosigkeit
• Gedächtnisstörungen

Diabetes mellitus
Bei Diabetikern ist der Inositol-Stoffwechsel gestört da der Abbau von Inositol stark gesteigert und der Transport bei erhöhtem Blutzuckerspiegel gestört ist. In den Nervenzellen von Diabetikern sind signifikant niedrige Inositol-Werte zu messen. Das trägt zu einer schlechteren Funktion der äußeren Nervenbahnen bei. Gaben von 500 bis 3.000 mg täglich verbessern die Bewegungskoordination bei Diabetikern und schützen die Nieren und Gefäße.

Hoher Alkoholkonsum
Starker Alkoholkonsum verursacht Fettablagerungen in der Leber und Schädigungen der Leberzellen. Der Bedarf an Inositol (für Abtransport von Fett zuständig) steigt mit dem Alkoholkonsum.

Senkung erhöhter Blutfettwerte
Inositol unterstützt die Senkung von LDL-Cholesterin und die Steigerung von HDL-Cholesterin, indem es die Fette aus der Leber in die Zellen transportiert. Bei erhöhten Cholesterinwerten haben sich vor allem kombinierte Gaben von Inositol, Cholin und Niacin (Vitamin B3) bewährt.

Multiple Sklerose
Inositol ist an der körperlichen Synthese von Phospholipiden beteiligt. Phospholipide wiederum sind Fettstoffe, die zur Herstellung von Myelin, dem Baustoff für die Isolierung der Nervenwände benötigt werden. Bei Multiple Sklerose werden diese Nervenhüllen durch Entzündungen zunehmend beschädigt und zerstört. Inositol kann durch den ständigen Aufbau der Myelinschichten diesem Prozess entgegen steuern.

Schlaflosigkeit

Schlafstörungen können in vielen Fällen bereits durch die Ergänzung von Inositol, Calcium und Magnesium behoben werden.

Gedächtnisstörungen
Inositol, das bei Gesunden in großen Mengen in den Gehirnzellen vorkommt, verbessert durch Aktivierung der Neurotransmitter-Synthese die kognitiven Gehirnfunktionen wie Gedächtnis- und Konzentrationsfähigkeit.

Depressionen
Inositol ist hilfreich in der Behandlung von Depressionen. Auch diese Eigenschaft geht auf seinen Einfluss auf den Neurotransmitter-Stoffwechsel zurück.

Erhöhter Bedarf und Mangel

Häufigste Ursachen für erhöhten Bedarf
• Mangel an Mikronährstoffen sowie hoher Alkohol- oder Koffeinkonsum können die Inositol-Speicher leeren.
• Diabetes mellitus: Diabetiker scheiden erhöhte Mengen Inositol aus. Inositol-Ergänzungen werden für Diabetiker daher besonders empfohlen zur Normalisierung der Stoffwechselprozesse.
• Bestimmte chronische Erkrankungen: Niereninsuffizienz, Multiple Sklerose, erhöhte Blutfettwerte

Mangelsymptome
• neurologische Störungen (häufig bei Diabetikern)
• Hautrötungen
• Haarausfall
• Fetteinlagerungen in der Leber, erhöhte Blutfettwerte
• Konzentration- und Gedächtnisstörungen
• Reizbarkeit, Antriebslosigkeit, Depression


Zufuhrempfehlung und Einnahmehinweise

Zufuhrempfehlung
Die tägliche Inositol-Aufnahme über die herkömmliche Ernährung liegt bei etwa 1 g täglich.
Als zusätzliche Nahrungsergänzung werden indikationsabhängig Mengen im Bereich von mehreren hundert Milligramm eingenommen.

Gegenanzeigen
• Bei chronischen Nierenkrankungen sollte Inositol nur nach therapeutischer Empfehlung eingenommen werden.
• Bei behandlungsbedürftigen Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten und in der Schwangerschaft und Stillzeit ist zudem mit dem behandelnden Arzt Rücksprache zu halten.

Hinweise zur Einnahme
Inositol sollte möglichst zusammen mit Cholin, zur Unterstützung der Nervenfunktionen zudem mit dem B-Vitamin-Komplex eingenommen werden. Kombinierte Einnahmen von Inositol und Cholin im Verhältnis von 2:1 sind zur Bildung des Neurotransmitters Acetylcholin effizient.

Literaturquellen

1. Allan SJ, Kavanagh GM, Herd RM, et al.: The effect of inositol supplements on the psoriasis of patients taking lithium: a randomized, placebo-controlled trial. Br J Dermatol. 2004;150:966-969.
2. Benjamin J, Agam G, Levine J, et al.: Inositol treatment in psychiatry. Psychopharmacol Bull. 1995;31:167-175.
3. Benjamin J, Levine J, Fux M, et al.: Double-blind, placebo-controlled, crossover trial of inositol treatment for panic disorder. Am J Psychiatry. 1995;152:1084-1086.
4. Bierer, L.M. et al.: Neurochemical of dementia severity in Alzheimer´s disease relative importance of cholinergic deficits. J. Neurochem. 64 (1995) 749.
5. Chanty, D.J., Zeisel, S.H.: Lecithin and cholin in human health and disease. Nutr. Rev. 52 (1994) 327.
6. Chengappa KN, Levine J, Gershon S, et al.: Inositol as an add-on treatment for bipolar depression. Bipolar Disord. 2000;2:47-55.
7. Cohen, B.M. et al.: Decreased brain choline uptake in older adults. JAMA 274 (1995) 902.
8. Crowdon, J.H.: Use of phosphatidylcholine in brain diseases: An overview. In: Hanin, I., Ansell, G.B. rapeutic Aspects. Plenum Press, New York 1987.
9. Feldheim, W. et al.: Cholin und Phosphatidylcholin (Lecithin): lebensnotwendige Faktoren der Ernährung. Ernähr.-Umschau 41 (1994) 339.
10. Fux M, Levine J, Aviv A, et al.: Inositol treatment of obsessive-compulsive disorder. Am J Psychiatry. 1996;153:1219-1221.
11. Fux M, Benjamin J, Belmaker RH.: Inositol versus placebo augmentation of serotonin reuptake inhibitors in the treatment of obsessive-compulsive disorder: a double-blind cross-over study. Int J Neuropsychopharmcol. 1999;2:193-195.
12. Gerli S, Mignosa M, Di Renzo GC.: Effects of inositol on ovarian function and metabolic factors in women with PCOS: a randomized double blind placebo-controlled trial. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2003;7:151-9.
13. Gerli S, Papaleo E, Ferrari A, et al.: Randomized, double-blind, placebo-controlled trial: effects of myo-inositol on ovarian function and metabolic factors in women with PCOS. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2007;11:347-354.
14. Gelber D, Levine J, Belmaker RH.: Effect of inositol on bulimia nervosa and binge eating. Int J Eat Disord. 2001;29:345-348.
15. Gregersen G, Bertelsen B, Harbo H, et al.: Oral supplementation of myoinositol: effects on peripheral nerve function in human diabetics and on the concentration in plasma, erythrocytes, urine and muscle tissue in human diabetics and normals. Acta Neurol Scand. 1983;67:164-172.
16. Levine J.: Controlled trials of inositol in psychiatry. Eur Neuropsychopharmacol. 1997;7:147-155.
17. Levine J, Barak Y, Kofman O, et al.: Follow-up and relapse analysis of an inositol study of depression. Isr J Psychiatry Relat Sci. 1995;32:14-21.
18. Nemets B, Talesnick B, Belmaker RH, et al.: Myo-inositol has no beneficial effect on premenstrual dysphoric disorder. World J Biol Psychiatry. 2002;3:147-149.
19. Palatnik A, Frolov K, Fux M, et al.: Double-blind, controlled, crossover trial of inositol versus fluvoxamine for the treatment of panic disorder. J Clin Psychopharmacol. 2001;21:335-339.
20. Palatnik A, Frolov K, Fux M, et al.: Double-blind, controlled, crossover trial of inositol versus fluvoxamine for the treatment of panic disorder. J Clin Psychopharmacol. 2001;21:335-339.
21. Salway JG.: Finnegan JA, Barnett D, et al. Effect of myo-inositol on peripheral-nerve function in diabetes. Lancet. 1978;2:1282-1284.
22. Shamsuddin AM.: Metabolism and cellular functions of IP6: a review. Anticancer Res. 1999;19:3733-3736.
23. Vucenik I, Kalebic T, Tantivejkul K, et al.: Novel anticancer function of inositol hexaphosphate: inhibition of human rhabdomyosarcoma in vitro and in vivo. Anticancer Res. 1998;18:1377-1384.
24. Wattenberg LW.: Chemoprevention of pulmonary carcinogenesis by myo-inositol. Anticancer Res. 1999;19:3659-3661.

 

Weiterführende Quellen:

Wikipedia-Eintrag zu Inositol

Inositol-Artikel auf Vitaminwiki.net

 

 

ACETYL-L-CARNITIN

Neuronen-Schutz Acetyl-L-Carnitin

 

Beschreibung

Acetyl-L-Carnitin, abgekürzt ALC, wird treffend als Nervenschutzfaktor oder neuroprotektiv bezeichnet. Hinter Acetyl-L-Carnitin verbirgt sich die mit einer Fettsäure verbundene Aminosäure L-Carnitin und damit ein Aminosäure-Ester. Beim Menschen wird dieser Stoff in Gehirn, Leber und Nieren gebildet.

Acetyl-L-Carnitin spielt aufgrund seiner Fähigkeit zur Regeneration der Nervenzellen eine besonders wichtige Rolle und ist zweitens in der Lage, den zellulären Energiestoffwechsel zu erhöhen. Am stärksten ist Acetyl-L-Carnitin in den Gehirnzellen vertreten, wo es die funktionellen Leistungen des Gehirns steigert, die Reizübertragung durch Nervenbotenstoffe verbessert und die Zellenenergie und Wachheit erhöht.

Durch seinen Acetyl-Teil kann Acetyl-L-Carnitin die lipophilen d.h. fettlöslichen Membranen im Dünndarm besonders leicht passieren.

Anwendungsbereiche und Wirkungen

Anwendungsbereiche
Acetyl-L-Carnitin wird zum Schutz der Nervenzellen und zur Steigerung des zellulären Energiestoffwechsels einsetzt.

Therapeutisch wird Acetyl-L-Carnitin eingesetzt bei:
• neuropathischen oder neurodegenerativen Erkrankungen und Funktionsstörungen z.B. diabetische Neuropathie, Morbus Alzheimer
• Depressionen
• kognitive Störungen

Wirkungen

  • Verbesserte Nervenreizübertragung
    Acetyl-L-Carnitin hemmt die neuronale Degeneration (= Funktionsminderung der Nervenzellen) z.B. bei der Polyneuropathie infolge von Diabetes mellitus.
  • Acetyl-L-Carnitin hat die Fähigkeit, den Stoffwechsel der Nervenzellen anzuregen. Möglich ist das, indem es die Rezeptorsensibilität, also die Erregbarkeit der Nerven, auf die beiden Nervenbotenstoffe Acetylcholin und Serotonin verbessert. Während Antidepressiva den Abbau dieser Botenstoffe verhindern und dabei bemerkenswerte Nebenwirkungen haben, wirkt Acetyl-L-Carnitin nicht-manipulativ auf den Nervenstoffwechsel. Es optimiert lediglich die Rezeptorsensibilität und steuert der allgemeinen alterstypischen Desensibilisierung der Rezeptoren entgegen. Acetyl-L-Carnitin zeigt über diesen Mechanismus auch bei bestehendem Morbus Alzheimer positive Wirkungen.
  • Erhöhung des zellulären Energiestoffwechsels
    Acetyl-L-Carnitin ist am Transport der Fettsäuren in die Mitochondrien und der dortigen
    Energiegewinnung beteiligt. Acetyl-L-Carnitin steuert damit akuten Energiedefiziten z.B. in den Zellen des Gehirns, des Herzmuskels, den peripheren Nerven und anderen Organen entgegen, die mit steigendem Alter regelmäßiger auftreten können. Durch den erhöhten Energiestoffwechsel in den Gehirnzellen werden altersbedingte neurodegenerative Prozesse vermindert.
  • Immunstärkung
    Die Erhöhung der Lymphozytenaktivität (Lymphozyten = Untergruppe weißer Blutkörperchen) durch Acetyl-L-Carnitin wurde in vielen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Gleichzeitig verhindert das Vorhandensein von Acetyl-L-Carnitin den Rückgang der Makrophagenaktivität (Fresszellen). Derzeit diskutiert werden Hinweise, dass Acetyl-L-Carnitin auch die Bildung der Zytokine (= Immunbotenstoffe) anregt.
    Zufuhrempfehlungen und Hinweise

Zufuhrempfehlung

Die zur Vorbeugung eingesetzte Dosis liegt zwischen 500 und 1000 mg pro Tag.
Therapeutisch sind auch höhere Dosen üblich.

Literaturquellen

1. Bellinghieri G, Santoro D, Calvani M et al.: Carnitine and hemodialysis. Am J Kidney Dis; 41 (3 Suppl 2): S116-22. (2003).
2. Bonavita E.: Study of the efficacy and tolerability of L-acetyl-carnitine therapy in the senile brain; Int J Clin Pharmacol Ther Toxicol, Sep; 24.9. (1986).
3. Bertoli M, Battistella PA, Vergani L et al.: Carnitine deficiency induced during hemodialysis and hyperlipidemia: effect of replacement therapy. Am J Clin Nutr; 34 (8): 1496-500. (1981).
4. Giancaterini, A., et al.: Acetyl-L-carnitine infusion increases glucose disposal in type 2 diabetic patients. Metabolism 49 (6), 704 – 708, (2000).
5. Herrmann W. M., Dietrich B., Hiersemenzel R.: harmacoelectroencephalographic and clinical effects of the cholinergic substance acetyl-L-carnitine in patients with organic brain syndrome. Int J Clin Pharmacol Res. (1990).
6. Marconi C., Sassi G., Carpinelli A., Cerretelli P.: Effects of L-carnitine loading on the aerobic and anaerobic performance of endurance athletes; Europ. J. Appl. Physiol., 54, 131-135. (1985).
7. Mingrone, G., et al.: L-carnitine improves glucose disposal in type 2 diabetic patients. J. Am. Coll. Nutr. 18 (1), 77 – 82, (1999).
8. Spagnoli A., Lucca U., Menasce G., et. al.: Acetyl-L-carnitine treatment in alzheimer`s disease, Neurology 1991; 41.11. (1991).

Weiterführende Quelle: